Philosophische Logik in LiB


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Viele philosophische Fragen enthalten eine Komponente, die dem Instrumentarium der Logik zugänglich ist; manchmal ist diese Komponente geradezu der Kern des Problems. So stellt beispielsweise die Moralphilosophie die Frage, ob Normen für das menschliche Handeln auf das Bestehen bloßer Tatsachen begründet werden können. Der logische Kern dieses Sein-Sollen- (oder auch Humeschen) Problems ist die Frage, ob normative Aussagen aus deskriptiven Sätzen allein mit dem Instumentarium der Logik abgeleitet werden können. Eine andere Frage ist die nach dem Status und Erkenntniswert von Identitätsurteilen. Platon erörtert dieses Problem im Hinblick auf falsche Aussagen im Dialog "Theatet"; Frege behandelt es im Hinblick auf wahre Aussagen in seiner Schrift "Über Sinn und Bedeutung". Die philosophische Logik bietet bei der Erörterung solche Probleme eine besondere Hilfestellung.

Als systematische Disziplin erweitert die philosophische Logik die klassische Aussagenlogik, indem sie über die dort schon eingeführten Junktoren ("und", "nicht", "wenn-dann" usw.) hinaus weitere Ausdrücke der natürlichen Sprache zu logische Konstanten erklärt und Wahrheitsbedingungen für Sätze formuliert, die diese Konstanten enthalten. Sie konzentriert sich dabei auf Ausdrücke, die für fundamentale Begriffe philosophischer Theorien oder Disziplinen stehen. Aus diesem Grunde eignet sich ihr Instrumentarium in besonderer Weise zu Anwendung auf philosophische Probleme auch und gerade außerhalb des Gebiets der Logik. Im Vordergrund des Interesses stehen dabei die Begriffe der Notwendigkeit, Kontingenz und Möglichkeit aus der Theorie der Modalitäten, die des Sollens und der Erlaubnis aus der Theorie der Normen, die Begriffe des Wissens und des Glaubens aus der Epistemologie und schließlich die von Zukunft und Vergangenheit aus der Philosophie der Zeit. Als hauptsächliche Gebiete der philosophischen Logik ergeben sich so: 1. die alethische Modallogik, 2. die Normen- oder deontische Logik, 3. die epistemische Logik des Glaubens und des Wissens, 4. die Logik zeitlicher Aussagen (Zeitlogik).


Last changed: November 7th, 2002